Montag, 6. April 2009

Hallo Speyer 27

Der Frühling ist da und mit ihm auch die in ihre wehende Tracht gekleideten Speyerer Diakonissen, die es offensichtlich lieben, gemütlich mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs zu sein und dabei den entgegenkommenden Fußgängern ein Lächeln zu schenken: Liebenswürdige Frühlingsgrüße von richtig guten Geistern!

Samstag, 6. Dezember 2008

Hallo Speyer 26

Einen lustigen Anblick bot eine alte Frau, die unbekümmert mitten auf der Mühlturmstraße entlangspazierte und dabei ein Einkaufswägelchen hinter sich herzog. Dass sich bereits eine Autoschlange hinter ihr gebildet hatte, störte sie nicht im Geringsten, und irgendwie wirkte das Ganze wohl auch auf die Autofahrer so rührend, dass sie weder hupten noch schimpften, sondern geduldig im Schneckentempo hinter ihrer Anführerin herfuhren, bis diese hinter dem Bahnübergang schließlich doch überholt werden konnte.

Freitag, 14. November 2008

Hallo Speyer 25

"Papa gesucht!" - heißt es überraschend auf einem der Zettel an der "Gesuche-Angebote"-Tafel im Tengelmann-Supermarkt. Sucht da jemand einen neuen Papa für sich und damit Ehemann für die Mama? Oder soll jemand wiedergefunden werden, der sich den Vaterspflichten entzog? Weder - noch! Eine Hamsterfrau soll einen potenten Hamstermann bekommen, um mit ihm viele kleine Hamsterlein in die Welt zu setzen. Wer also ein einsames Hamstermännchen besitzt - noch hängt der Zettel.

Samstag, 8. November 2008

Hallo Speyer 24

Im Altstadt-Restaurant "Zum Anker" haben sich zwei norddeutsche Gäste zu einer Runde junger Speyerer dazugesetzt und staunen nicht nur über die lockere Art, wie man miteinander ins Gespräch kommt, sondern auch über die Unmengen von Weinschorle, die die Pfälzer aus in den Augen der Touristen ungeheuer großen Gläsern trinken, während sie selbst gerade erst das zweite Glas Wein bestellen. Schließlich, als die Speyerer jeder schon fünf halbe Liter Schorle getrunken haben und eine sechste Runde bestellen, saagen die Norddeutschen: "Das ist doch aber wirklich ein bisschen verrückt!" - "Nein!" antwortet einer der Pfälzer lachend und hebt sein Glas. "Das ist nicht verrückt - das ist die Pfalz!"

Donnerstag, 6. November 2008

Hallo Speyer 23

Abends so gegen 20 Uhr klingelt es noch an der Tür und zwei Personen steigen die Treppe zu meiner Wohnung unterm Dach empor. Es sind junge Bundeswehrsoldaten in grauer Ausgehuniform. "Huch, was wollen Sie denn hier?", frage ich erstaunt und bekomme die beruhigende Antwort, dass man mich nicht etwa einziehen, sondern nur um eine Kriegsgräber-Spende bitten wolle. Ich habe nichts gegen Kriegsgräberpflege, doch in in meiner Börse befindet sich außer einem 50-Euro-Schein kein kleineres Geld. Während ich in allen Hosentaschen suche, stehen die beiden Soldaten im Treppenhaus und warten auch geduldig, als ich vergeblich probiere, mein Sparschwein mit den Zwei-Euro-Stücken irgendwie zu öffnen. Schließlich, als im Hausflur das Licht zum zweiten Mal wieder ausgeht, sagen sie lachend, dass sie ruhig auch im nächsten Jahr wiederkommen könnten. Da aber habe ich gerade eine Handvoll Centstücke zusammengesammelt. Während ich sie nacheinander in die Sammelbüchse stecke, geht das Flurlicht zum dritten Mal aus. Die jungen Männer lassen sich nichts anmerken, bedanken sich freundlich und steigen die Treppen wieder herunter. Wirklich, man lernt Disziplin bei der Bundeswehr.

Mittwoch, 5. November 2008

Hallo Speyer 22

Ganz kurz vor Feierabend bei Aldi-Süd bildet sich überraschend doch noch eine kleine Schlange an der Kasse. Ich bin die Ursache. Meine Geldkarte klemmt und will sich um nichts in der Welt aus dem Lesegerät entfernen lassen. Ich weiß, schlechten Gewissens, woran es liegt: Sie weist schon seit Wochen einen Riss auf, der sich nun verkanntet hat. Zum Glück sind die letzten Kunden im Laden alle gut gelaunt, und schließlich erbietet sich ein netter Kunde, die Karte mit Kraft aus dem Gerät zu holen. "Nur zu, Chef!", sagt die Kassiererin. Doch als auch Muskelkraft nichts hilft, muss der Filialleiter gerufen werden. Er ruckelt hin, ruckelt her, und als wenn er träglich solche kniffeligen Aufgaben erledigen müsste, hält er die verklemmte Karte nach wenigen Sekunden in der Hand. Neidlos sieht das der hilfsbereite Kunde: "Da merkt man gleich, wer der wahre Chef hier ist!" sagt er. "Dem können die Geldkarten eben nicht widerstehen."

Dienstag, 4. November 2008

Hallo Speyer 21

Wie viel Zeit seines Lebens so mancher Speyerer Fußgänger wartend an den innerstädtischen Bahnübergängen Richtung Innenstadt verbringen muss, ließe sich notfalls sogar ausrechnen, schließen die Schranken doch alle Viertelstunde für die durchfahrenden Regionalzüge und öffnen sich manchmal erst nach mehreren Minuten wieder. Ist das nun "verlorene Zeit"? Nicht unbedingt. Fast immer steht man dort mit anderen Wartenden, nickt sich einverständlich zu und oder kommt wie von selbst ins Plaudern. Oft genug kann man dann mit einem Lächeln weitergehen. Und Lächeln, das sollte man doch mehrmals am Tag tun.

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Hallo Speyer 20

Nachdem die Post gestern geschlossen hatte, begab ich mich heute mit allerlei eilig zu verschickenden Sendungen zum Schalter, darunter auch eine Büchersendung, für die ich erst noch einen Umschlag kaufen musste und dabei feststellte, dass ich die Musterklammern, mit denen man ihn so verschließt, dass er zu Prüfzwecken wieder geöffnet werden kann, zu Hause vergessen hatte. Die Postfiliale selbst bietet diese Klammern nicht an, wohl aber das kleine altmodische Schreibwarengeschäft genau gegenüber. Ich kaufte zwei Stück für zusammen 10 Cent und bekam auch noch eine Schere ausgeliehen, um die dafür nötigen Löcher in den Umschlag zu pieksen. "Ist ja toll!", sagte ich. "Wir sind überhaupt ein toller Laden", antwortete die Verkäuferin selbstbewusst. Zu Recht!

Dienstag, 28. Oktober 2008

Hallo Speyer 19

Und immer wieder die Post, die der Bahn in nichts dasteht, wenn es darum geht, die Zeit ihrer Kunden zu verschwenden. Da haben sich die Postler also heute zur ganztägigen Betriebsversammlung zurückgezogen, und damit an diesem bedeutsamen Tag auch wirklich niemand in den Genuss einer postamtlichen Dienstleistung kommt, ist gleich noch der Briefmarkenautomat in Vorraum außer Betrieb gesetzt. Kunden kommen, Kunden gehen wieder und tragen mit genervter Miene ihre unerledigten Postdinge wieder nach Hause. Ich jedenfalls werde zu denjenigen gehören, die ihre Päckchen nächstens bei einem Hermes-Versand abgeben. Das ist billiger und man steht dort weder in langen Schlangen noch überraschend vor verschlossenen Türen.

Samstag, 25. Oktober 2008

Hallo Speyer 18

Samstagvormittag in der Innenstadt hält mich ein junger Mann an und reicht mir eine gelbe Rose. "Gott liebt Sie!", sagt er. "Und wenn Sie wollen, kann ich auch für Sie beten." Die Rose nehme ich erfreut an und damit zugleich einen Zettel, der auf die Internetseite der freien christlichen Gemeinde "Vineyard" in Speyer verweist. "Wir sind Menschen, die auf zeitgemäße Weise versuchen, wie Jesus Christus zu leben", heißt es dort.Und auch, dass man gerne für mein "persönliches Wunder" beten würde, egal,ob es dabei um die Besserung von Rückenschmerzen, finanziellen Problemen, Liebesbeziehung oder Arbeitsbedingungen ginge. Vielen Dank - doch bin ich mit dem kleinen Rosen-Wunder schon ganz zufrieden.

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Hallo Speyer 17

Richtig gute Laune verbreitete heute ein Straßenmusiker in der Maximilianstraße, als er sein Leierkasten-Konzert mit dem fröhlichen Pippi-Langstrumpflied "Zwei mal zwei macht vier -widde widde witt - und drei macht neue" begann. Vorübergehende blieben lächelnd stehen, als sie das Liedchen aus ihrer Kindheit erkannten, zwei Damen gar pfiffen die Melodie mit und als ich dem Musiker eine Münze gab, schenkte er mir, wie einem kleinen Kind, ein Tütchen Gummibärchen. Danke!

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Hallo Speyer 16

In der Traditions-Weinstube "Narrenstübchen" tauchen zwei Frauen auf, die kaum, dass sie Platz genommen haben, von zwei schon etwas weintrunkenen Männern aus einer lustigen Runde heraus angesprochen werden. Während die eine der Frauen sich in lächelnder Zurückhaltung übt, lässt sich die andere durchaus auf ein kleines Plaudergespräch mit den beiden Männern ein. Doch wer dann von dem Wortführer eine beim einzigen Kneipen-Rosenverkäufer Speyers erstandene Rose geschenkt bekommt, ist die Schweigsame. Schnell merkt aber der Kumpan, dass das so nicht bleiben kann und kauft dem Rosenverkäufer eine zweite Rose ab, um sie der Übergangenen zu schenken. Ganz klar, wer hier der wahre Rosenkavalier ist.

Dienstag, 21. Oktober 2008

Hallo Speyer (Gast-Beitrag)

Mit zwei älteren Damen stand ich an der Bushaltestelle vorm Bahnhof. Nach wenigen Minuten stiegen wir in den City-Shuttle ein. Ich ließ den Frauen den Vortritt. Nach dem Bezahlen überblickte ich die Lage und stellte fest: kein Platz mehr frei. Die beiden hatten die letzten Plätze ergattert. Da sagte ein Mädchen zu mir: "Setzen Sie sich" und stand auf. Ich antwortete: "Lieb von Dir,aber ich kann noch stehen." "Nein, setzen Sie sich ruhig", so die Kleine. Ich nahm Platz - und da ging mir ein Licht auf: Ich bin nicht mehr jung! Danke, liebes Mädchen, danke, dass Du mir eben klar gemacht hast, dass ich doch schon älter geworden bin! Und ich erinnerte mich, dass mir meine Eltern irgendwann mal beigebracht hatten, dass man älteren Herrschaften durchaus seinen Platz anbieten soll. Ich schätzte das Mädchen auf elf, 12 Jahre, ich habe allerdings eine 5 vorm Lebensalter... Andererseits, wohlerzogen, das Kind! In der Maximilianstraße verließen wir beide dem Bus. Die junge Dame lächelte mir zu und sagte: "Schönen Tag noch!"
(Ein "Hallo Speyer" von Bernhard Bumb)

Montag, 20. Oktober 2008

Hallo Speyer 15

Der neue Domkalender ist gerade erschienen, der 5. bereits, den der Dombauverein herausgibt, um aus dem Verkaufserlös dieser "Bausteine" die Sanierung des UNESCO-Weltkulturerbes weiterzuführen. Da sich aber mit der Zeit auch beim größten Kaiserdom die Fotomotive erschöpfen, gibt es als verlockende Beigabe nicht nur eine Prägemünze, die sich vielleicht zum Sammlerstück entwickeln wird, sondern ebenso auch ein Los, mit dem man im Glücksfall die Teilnahme an einer Bildungsreise des Dombauvereins nach Wien gewinnen kann. Oder auch einen Restaurant-Gutschein. "Gewinnen mit dem Dom", heißt die Devise. Hauptsache, der Dom gewinnt.

Hallo Speyer 14

Die Post hier hier wie überall - kein Tag, an dem man sich nicht einer Warteschlange anschließen muss, die es auch dann gibt, wenn nur wenige Kunden in der Halle sind, denn sofort sind dann auch entsprechend weniger Postler hinterm Schalter. Endlich bin ich dran und will Briefmarken kaufen. Geht nicht, sagt der Beamte, dafür ist doch der Briefmarkenautomat am Eingang da. Umsonst gewartet, hin zum Automaten, nur um festzustellen, dass ich kein Kleingeld dabei habe. Klar, die Beamten wechseln gerne, man muss sich nur geduldig wieder anstellen. Tröstlich irgendwie, dass man kleine Frust-Bemerkungen mit den anderen Wartenden austauschen kann. Jedes Mal wieder.

Samstag, 18. Oktober 2008

Hallo Speyer 13

Freitag abend im Innenstadt-Supermarkt. An der Kasse drängeln sich junge Leute, die sich mit Wodka, Cola, Bier und anderen Feierlaune-Getränken eindecken. Ein junger Lockenkopf will gerade mit seinem Personalausweis beweisen, dass er wirklich schon Alkohol einkaufen darf, da fällt ihm ein Kondom aus seinem Portemonaie und promt fangen nicht nur seine Kumpels, sondern auch Kunden und Kassiererin herzlich an zu lachen. Der Junge aber ist nicht auf den Mund gefallen: "Das hab ich doch mit Absicht gemacht!" sagt er und steckt das kleine, schwarze Päckchen gelassen wieder zurück in seine Geldbörse. Da wirkte er doch gleich so erwachsen, dass die Kassierin seinen Ausweis gar nicht mehr beachtet.

Samstag, 11. Oktober 2008

Hallo Speyer 12

Wer auf dem Königsplatz ohne gültigen Parkschein parkt, kommt meistens nicht ohne einen Strafzettel der fleißigen Politessen davon. Ich wollte nur für zehn Minuten ins Internetcafé und kaum drinnen, sehe ich durchs Fenster eine schwarzgekleidete Frau, die Zettel unter die Scheibenwischer einiger Autos klemmt. Bevor sie meinen eigenen Wagen erreicht, stehe ich schon am Parkscheinautomaten, ebenso wie eine andere Frau, die auch umsonst parken wollte. Nachdem wir unsere Gebühr bezahlt haben, stellen wir fest: Die angebliche Politesse verteilt nur Werbezettel für ein Restaurant. "Na toll", meint die Frau neben mir. "Wenn die glaubt, ich gehe da jemals Essen, hat sie sich aber geschnitten."

Freitag, 10. Oktober 2008

Hallo Speyer 11

Eine lustige Runde gemütlicher alter Herren und ihrer Ehefrauen sitzt zusammen im TSV-Vereinsheim, wo sie ein ganz besonderes Jubiläum feiern: Vor 65 Jahren gingen die Männer alle gemeinsam in eine Klasse an der Zeppelinschule. Mindestens dreißig Mal haben sie sich seitdem wieder zu Klassentreffen verabredet. Sie plaudern, lachen, trinken Pfälzer Wein - es könnte auch ein Familientreffen sein. Großen Spaß macht es ihnen, als eine Besucherin sie alle für etwa 70jährige hält. Aber nein - die gutgelaunten Zeppeliner sind bereits um die 80 Jahre alt. Sie zählten die Jahre nicht mit dem Eintritt in die "Volksschule", sondern seit ihrem Austritt im Jahr 1943. Hätten sie es nicht selbst verraten - sie könnten durchaus als "Jungspunde" durchgehen. Alles Gute bis zum 70. Abschlussklassenjubiläum!

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Hallo Speyer 10

Man muss einfach aufmerksam werden auf das kleine rote Auto, das uns langsam in der Ludwigstraße entgegenkommt, mehrere andere Autos im Schlepptau hat und dabei rumpelt und rattert, als zöge es eine lange Reihe Blechdosen hinter sich her. Klar, natürlich, das wird ein Hochzeitswagen sein, mit dem man den alten Scherz veranstaltet hat. Doch im Näherkommen wird klar: Nichts mit Hochzeit und lustigen Scherzen. Drinnen sitzt ein griesgrämiger blickender Mann, und das Rumpeln und Rattern entsteht, weil beide Vorderreifen platt gefahren ist. Gute Zeiten - schlechte Zeiten.

Dienstag, 7. Oktober 2008

Hallo Speyer 9

Auf dem Weg in die Innenstadt, gedankenverloren und den Blick auf den Bürgersteig gerichtet, fällt mir ein handbeschriebenes Zettelchen auf, das an den Stamm eines Baumes geweht wurde. „Entschuldige!“ steht in einer geschwungenen Schrift darauf. Und darunter: „Jasmin!“ Ob diese Jasmin den Zettel wegwarf, bevor sie ihn übergab? Ob der Empfänger ihn verächtlich fallen ließ? Oder ob die Nachricht dort so verloren lag, weil die Verzeihung längst gewährt worden war? Ach – das Leben.